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Grüner Ablasshandel

Grün

Eine Farbe. Die Farbe von Clorophyl, welches Pflanzen dazu nutzen um Sonnenlicht in Lebenskraft umzuwandeln.
Damit wird diese Farbe zum Symbol fuer Natur.
Und in den letzten Jahrzehnten mit der aufkommenden Gewissheit, dass die Menschheit diese Natur zerstoert hat und gleichzeitig von ihr abhaengig ist um zu ueberleben, ist Gruen ein politisches Konzept geworden, dass fuer einen alternativen Lebenswandel steht.
Der Kapitalismus hat nicht lange gebraucht um sich diese neue Denkweise einzuverleiben, gibt sich einen gruenen Anstrich und ist dann modern und nachhaltig – verbannt aber in Wahrheit die Probleme nur aus dem Wahrnehmungsfeld seiner Konsument.innen.
Dieses Konzept von Gruen ist toxisch, es romantisiert das Wilde, aber nur solange es unter Kontrolle ist.
Urlaub im Gruenen, unberuehrte Natur in einem Nationalpark erfahren
Ausflug in den Zoo, « wilde » Tiere in Kaefigen bewundern.
Gezaehmt, domestiziert, gezuechtet, ausgegebeutet.
gestutzte Fluegel, geschredderte Kueken, Fruehstueckseier aus artgerechter Haltung,
Nein jetzt veganer Eiersatz der genauso homogen weis ist ist wie die soziale Oberschicht , die sich ihn leisten kann,
die in ihren Null-Energie Glas-Beton Haeusern, aus dem Boden gestampft, stolz sind auf Nachhaltigkeit
in den Boden gestampft, weggentrifiziert sind die baufaelligen Altbauten und ihre prekaeren Bewohnis.
Das besetzte Fabrikgelaende weicht einen Einkaufszentrum mit Bioladen und Coworking Space,
die ueberwucherte Brache einem « Park » aus Schotter und geometrischen Gruenflaechen.
Elektromobilitaet ist die Loesung fuer die Stadt der Zukunft. Die Luft rein, das Gewissen auch.
Solarzellen gewinnen die endlos vorhandene Sonnenenergie,
Windraeder gewinnen Windenergie, Staudaemme verwandeln die Kraft des Wassers in Strom, alles erneuerbar.
Als ob das ganze Zeug von alleine wachsen wuerde…
Auf den tollen Prospekten von Naturstrom und co. sind natuerlich nie Minen von seltenen Erden oder Betonfabriken abgebildet.
Diese Wahrheit wuerde dem Ablasshandel der Bourgoisie wenig zutraeglich sein.
Weil das ist es ja, diese ganze Ökokapitalismus -Scheisse :
Ablasshandel, Pseudo-Loesungen, die das Gewissen reinwaschen.
Mittlerweile wissen es hier ja eigentlich alle, dass unsere aktuelle Lebensweise fatale Folgen hat.
Wir tun was fuer den Planeten. Klimaschutz ist IN. Aber nur solange wir so weitermachen koennen wie bisher, keinen Milimeter Komfort aufgeben. Mit neuen Technologien alte Probleme loesen und neue Probleme erschaffen. Immer weiter, immer mehr, Wachstum ist jetzt nachhaltig.

STOP

Aufhoeren, Anhalten, Innehalten, Nichts tun, Verzicht. Kein neues Handy, kein neues Paar Schuhe, kein Billigflug. Ein Spaziergang im Wald ? Keine Energie ist besser als eneuerbare Energie, kein Auto ist 1000 mal besser wie ein neues Elektroauto. Keine Menschen sind besser wie… Menschen.
Leider enzieht diese Logik, konsequent zu Ende gedacht, der Menschheit ihr Existenzrecht. Egal wie sehr eins « aussteigt » und asketisch selbstversorgerisch lebt, das Menschsein an sich ist auf die Ausbeutung anderer Spezies angewiesen. Ganz normal ? Fressen und gefressen werden ? Nur dass niemand Menschen frisst, leider.


Literaturtipps zum Thema:

Virginie Maris – La Part Sauvage du Monde (auf Französisch, gibts auch als Podcast auf Floraisons)
James C Scott – Die Mühlen der Zivilisation(deutsch) Against The Grain(englisch original)

Beide Bücher gibts for free als ebooks auf b-ok.org

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